Vietnamesische Vertragsarbeiter

In den 1950er Jahren wurden über einen Freundschaftsvertrag Studenten aus Nordvietnam an die Hochschulen und Universitäten der DDR eingeladen...


Sie konnten ein Diplom oder auch einen Doktortitel erwerben. Ein Daueraufenthalt in der DDR war dagegen nicht vorgesehen.

Anfang der 1970er Jahre schloss die DDR-Regierung mit den sozialistischen Bruderländern z.b. Vietnam, Verträge zum Einsatz von Arbeitskräften, um die Binnenwirtschaft mit Arbeitskräften abzusichern. So entstand in Berlin-Lichtenberg ein komplettes vietnamesisches Wohnviertel...


Nach dem Ende des Vietnamkriegs, der Wiedervereinigung von Nord- und Südvietnam und der Gründung der Sozialistischen Republik Vietnam wurden schließlich auch Menschen aus ganz Vietnam in die DDR eingeladen, die damals als besonders fortschrittlicher sozialistischer Staat galt. Nach heute sind die Vietnamesen die größte asiatische Minderheit in Berlin und machen 2% der Bevölkerung aus.

Sungs Laden von Karin Kalisa wurde vom Spiegel 2015 wie folgt rezensiert:

Alles beginnt an einer Schule, deren Direktor kurz vor Weihnachten eine „weltoffene Woche“ organisieren muss. Als hätten nicht alle genug mit der Adventsbastelei zu tun. Der Hausmeister bringt einen Schriftzug in der Aula an. „Dinge der Welt“ steht darauf. Der Schüler mit Schweizer Vorfahren bringt ein Akkordeon mit. Der Italiener eine Ferrari-Nachbildung. Eine Schülerin mit rotblonden Haaren hält einen Vortrag über den Fünf-Uhr-Tee. Und Minh, dessen Vater einen vietnamesischen Laden in Berlin betreibt, der in Berlin geboren ist und über Vietnam eigentlich nichts weiß, fragt seine Großmutter nach einem Stück aus der Heimat seiner Familie.

Die Großmutter zieht ein Seidenkleid in der Farbe von Seerosen über und trägt eine hundertjährige Holzpuppe in die Aula von Minhs Schule. Vor aufgerissenen Kinderaugen führen Minh, seine Großmutter und die Holzpuppe dort oben auf der Bühne ein Puppentheater auf und erzählen die Geschichte einer jungen Frau aus Vietnam, die nach dem Vietnamkrieg als Fabrikarbeiterin in die DDR kam und zurückkehren musste, als sie schwanger wurde und darauf bestand, ihr Kind zu bekommen. Die Kinder lauschen konzentriert. Die stellvertretende Direktorin vergisst ein Foto mit ihrer Spiegelreflexkamera zu machen. Der Hausmeister wird von einer untypischen Herzlichkeit befallen. Den Lehrerinnen schwappt der Kaffee über die Ränder ihrer Tasse, und der Direktor erinnert sich plötzlich zum ersten Mal seit Jahren an eine Fabrikarbeiterin, die er einst selbst gekannt hatte. So beginnt alles. Bald werden die Berliner Kegelhüte tragen und das Glück spüren. Denn Kalinas Roman ist ganz dem Hellen, der guten Laune und dem Vertrauen in die Welt verpflichtet. Wenn es schon nicht mehr Bücher wie dieses gibt, dann stehen zumindest einem Buch wie diesem mehr Leser zu.

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