Kanada als Gast bei der digitalen Frankfurter Buchmesse – Margaret Atwood

DIE kanadische Schriftstellerin ist der Gast der digitalen Frankfurter Buchmesse 2020. Atwood ist Literaturkritikerin, Lyrikerin und schreibt in ihren utopischen Romanen, viele würden heute Science-Fiction-Geschichten dazu sagen, häufig über die Stellung der Frau in der Gesellschaft. Sie setzt sich aber auch mit vielen weiteren aktuellen gesellschaftlichen Problemen sowie der Umweltfrage auseinander. Zum Klimawandel meint sie: „Sagen Sie nicht Klimawandel! Es ist eine Klimakrise, ein Notfall!“ Bekannt geworden ist sie vor allem durch den dystopischen Roman „Der Report der Magd“. Dystopie ist die Vision einer Gesellschaft, die sich zum Gegenteil einer Utopie entwickelt hat. In Dystopien werden häufig Staaten dargestellt, die von Armut, Diktatur, Gewalt, Krankheit, Hunger oder extremer Umweltverschmutzung geprägt sind und in denen das Leben vom durchschnittlichen Individuum im Vergleich zu heute als sehr schlecht empfunden werden muss. „Die Zeuginnen“ ist die Fortsetzung des Romans, der 2019 erschienen ist und über den sie sich bei der Buchmesse online der Diskussion stellte. 

„Der Report der Magd“

Das zukunftsnahe Amerika Radioaktive, chemische und bakteriologische Verseuchung haben bei vielen Menschen zu Sterilität geführt. Bei einem Staatsstreich einer christlich-fundamentalistischen Gruppierung, „Söhne Jakobs“, werden der Präsident und alle Mitglieder des Kongresses ermordet und die Verfassung wird außer Kraft gesetzt. Die Armee erklärt den Notstand, Zeitungen werden zensiert und Straßensperren eingerichtet. Die theokratische Diktatur „Republik Gilead“ wird mit strengen Regeln, eingeschränktem Bewegungsspielraum in der Öffentlichkeit und Kontrollen durch Polizei und Geheimagenten gegründet. Dabei wird insbesondere die Stellung der Frau neu definiert: Sie darf kein Eigentum besitzen. Ihr Eigentum fällt an den nächsten männlichen Verwandten. Sie hat sich in staatlichen Angelegenheiten dem Mann vollständig unterzuordnen. Ihre Rolle ist die der Hausfrau mit der Pflicht, Kinder zu gebären. 



„Die Zeuginnen“ 

Fünfzehn Jahre nach dem ungewissen Ende von Desfred, der Protagonistin vom Band vorherigen Band, ist in Gilead wieder Ordnung eingekehrt. Doch immer noch wirkt das Ereignis nach, denn die Suche nach der Tochter Desfreds ist aktiv wie eh und je. Man vermutet sie in Kanada, wo sie bei Mitgliedern der Geheimorganisation Mayday untergekommen sein könnte. In Gilead folgen die Dinge derweil dem regulären Gang, junge Mädchen werden zu Ehefrauen oder Mägden. Richterinnen, Ärztinnen und andere Frauen, die einst glaubten, sich ihrer natürlichen Pflicht entziehen zu können, und dann erkennen mussten, dass die göttliche Ordnung Gileads nur zu ihrem Vorteil ist und sie es sind, die dafür sorgen müssen, dass der weibliche Teil der Bevölkerung dies auch versteht, führen die Mädchen und Frauen mit eiserner Hand. Doch es gibt einen Maulwurf, das System wird von innen heraus bedroht und wird dieses Mal einen herben Schlag erleben.



„Liebe Leserinnen und Leser, die Inspiration zu diesem Buch war all das, was Sie mich zum Staat Gilead und seine Beschaffenheit gefragt haben. Na ja, fast jedenfalls. Die andere Inspirationsquelle ist die Welt, in der wir leben.“ (Atwood)